Wermerichshausen

undefinedIn der seit Jahrtausenden besiedelten Wenkheimer Mark lassen im 8./9.Jahrhundert Angehörige der grundbesitzenden Oberschicht eine Rodungsinsel anlegen, die mit dem Namen "Wernburgohusun" erstmals im Jahr 1057 urkundlich erwähnt wird. Der Name des Ortes könnte wie beim wohl gleichzeitig entstandenen Seubrigshausen vom Vornamen eines weiblichen Mitglieds der Gründerfamilie abgeleitet sein, bei Wermerichshausen also von einer Dame mit dem Namen Werinburg. Möglicherweise gehört Wermerichshausen anfangs zur Herrschaft Wildberg, kirchlich wohl zur Urpfarrei Münnerstadt. Mit dem Aussterben der Wildberger gelangt das Dorf an die Henneberger, die es 1354 an das Hochstift Würzburg verkaufen. Auch die Johanniter zu Schleusingen haben Besitz und Rechte im Ort.
Um 1180 wird - wahrscheinlich von Bildhausen aus -die Mutterpfarrei Wermerichshausen gegründet, der mehrere Dörfer der Umgebung als Filialen zugeordnet sind. Vielleicht wird diese Gründung durch das Ministerialengeschlecht der Herren von Wernburghausen/Wermerichshausen beeinflusst, das erstmals 1182 erwähnt wird und bis ins 15. Jahrhundert in Lehensvergaben auftaucht. 1261 ist erstmals ein Pfarrer genannt. 1317/1318 gelangt die Pfarrei im Tausch an das Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, 1503 wiederum als Tauschobjekt an die Fürstabtei Fulda. Reformation und Bauernkrieg bringen Unruhe und Not, ebenso die Gegenreformation. 1613 geht die Pfarrei Wermerichshausen an das Hochstift Würzburg über.
Das erste Kirchlein aus dem 10./11. Jahrhundert wird häufig umgestaltet. Bauschäden und Folgen von Blitzschlägen zwingen immer wieder zu Um- und Ausbaumaßnahmen. Das alte Pfarrhaus ist klein und baufällig. Es wird bis 1602 durch einen Neubau ersetzt und ab 1741 erweitert, nachdem die Zahl der Kapläne größer geworden ist. Zusammen mit der alten Schule bilden Kirche und Pfarrhaus ein einzigartiges Ensemble, das das Dorfbild entscheidend prägt.
Der Sandstein aus Wermerichshausen ist ein begehrtes Baumaterial für Kirchen, Kapellen und Amtsgebäude. Aus ihm fertigen begabte Steinmetze prächtige Figuren, Kreuze, Bildstöcke, die noch heute zu den wertvollen Schmuckstücken unserer Heimat gehören. Mit der Säkularisation 1803 ändert sich alles. Wermerichshausen wird ein bayerisches Dorf im Landgericht Münnerstadt, ab 1862 im Bezirksamt Bad Kissingen. Unter schwierigen Bedingungen entsteht die Wasserversorgung, werden Straßen zu den Nachbarorten gebaut. Zum 1.1.1972 wird das vormals so bedeutende Dorf mit Zustimmung der Bürger und des Gemeinderates nach Münnerstadt eingemeindet. Baugebiete werden ausgewiesen, Innerortsstraßen und Gemeindeverbindungsstraßen erstellt, die Kanalisation ausgebaut und das Dorf an die Wasserversorgung Münnerstadt angeschlossen. Die Kirche und Bildstöcke werden restauriert, Brunnen aufgestellt, die Schule als Gemeindezentrum hergerichtet. Das Schützenhaus entsteht, ein Sportplatz errichtet, ein Bolz- und Spielplatz geschaffen. Die Bürger verschönern durch Grünanlagen ihr Dorf und sprechen sich für Maßnahmen zur Dorfentwicklung aus. Ein Rundweg führt zu den schönen Bildstöcken. Im sanierten Pfarrhaus hat sich eine Ordensgemeinschaft angesiedelt. Wermerichshausen ist heute eine lebendige, traditionsbewusste Dorfgemeinschaft in einem modernen Ort.